Statement der Camp-Orga zu Rassismus auf dem Mobilitätswendecamp 2021 und 2023
Wir, die Orga des Mobilitätswendecamp München, entschuldigen uns, dass unsere Handlungen (und unsere unterlassenen Handlungen) dazu führen, dass BIPoC bei uns Rassismus erfahren müssen und letztlich vor dem Besuch des Camps gewarnt wurden.
Wir haben versucht zu analysieren, wie es dazu kommt. Hier ist unsere Selbstkritik, die nicht vollständig ist: Wir haben mit unserem Prozess der Rassismus-Reflexion zu spät angefangen und sind zu langsam damit. Auf die Rassismusvorwürfe von 2021 hätten wir sofort mit dem Prozess beginnen können, stattdessen begann er erst Anfang 2023. Aufgrund dessen sind wir nun nicht handlungsfähig, um auf erneute Kritik zu reagieren.
Wir stellen fest, dass sich unser Wissensstand zum Thema Rassismus nicht wie gewünscht und noch nicht ausreichend weiterentwickelt und, dass diese mangelnde Reflexionsfähigkeit dazu führt, dass BIPoC nun wiederholt Rassismus von uns erfahren müssen. Es ist ein großes Privileg, dass wir nicht täglich Rassismus erfahren müssen und dass wir uns aus unserer bequemen Position dem Thema Rassismus nähern können. Dank der Intervention sehen wir das Ausmaß dieser Verantwortung, der wir nun endlich nachkommen müssen. Insofern nehmen wir den Vorwurf an, dass wir rassistisch handeln und überlegen, wie das Camp besser und sicherer für BIPoC gestaltet werden kann.
In unserem Selbstverständnis wird gefordert: „Wir wollen uns in wertschätzender und lernender Haltung damit auseinandersetzen, dass auch das Camp kein Safe Space für alle sein kann (nicht zuletzt auch wegen der Polizeigewalt in Bayern). Trotzdem und deshalb möchten wir gemeinsam erforschen, wie wir das Camp in mutiger Kritik und Handlung zugänglicher machen können.“
Bisher planen wir unter anderem folgende Maßnahmen:
Es wird ein BIPoC-only Zelt geben, in das nur BIPoC Zutritt haben und das rassifizierten Menschen zur freien Gestaltung und zur demokratischen Selbstverwaltung zur Verfügung steht. Wir werden das Zelt grundausstatten (Sitzgeleg enheiten, Tische, Strom) – wenn es Ideen oder Bedürfnisse gibt, schreibe gerne an iaa_camp@riseup.net und wir unterstützen bei der Umsetzung.
Es wird außerdem einen reservierten BIPoC Campingspace geben, in dem nur BIPoC zelten dürfen. Wir haben uns nach Kritik 2021 bewusst entschieden, die Fläche nicht öffentlich zu kennzeichnen. Am Infopoint, im Awarenesszelt und im BIPoC-Zelt kommunizieren wir den Ort der reservierten Fläche.
Damit BIPoC-Perspektiven mehr Sichtbarkeit auf dem Camp haben, können Workshops und Inhalte für die Programmzelt eingereicht werden. Schreibe uns dafür an die Programm-AG unter iaa_camp@riseup.net.
Wir werden Plakate vorbereiten, die über rassismuskritische Praxis informieren und an mehreren Stellen auf dem Camp gut sichtbar aufgehängt werden werden. Daneben wird es Flächen und Möglichkeiten geben, zur weiteren (kritischen) Gestaltung. Ein Plakat soll z.B. weiße Camp-Bewohner*innen über die Geschichte von Locks im Schwarzen Widerstand informieren, sensibilisieren und zur kritischen Selbstreflexion auffordern.
Wir organisieren ein Awareness-Team, an das du dich bei Diskriminierungserfahrungen wenden kannst. Bisher ist noch nicht sicher, ob auch BIPoC Teil des Awareness-Teams sein werden. Wenn du als BIPoC die Awareness-Arbeit unterstützen möchtest, sind wir dir sehr dankbar. Es geht uns nicht darum, das Awareness-Team mit BIPoC zu „schmücken“, sondern, dass Personen die Rassismus erfahren nicht von einer weißen Person betreut werden müssen und dabei womöglich erneut Rassismus erfahren. (E-Mail: awareness_noiaa@riseup.net, Telefon: +49 152 12415641)
In unserem Awareness-Konzept ist beschrieben, wie wir mit Verstößen gegen das Selbstverständnis, den Code of Conduct für Referierende und das Awareness-Konzept umgehen und wie und wann wir Personen vom Camp ausschließen. Generell gilt: „Personen und Gruppen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder wiederholt und/oder vorsätzlich durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen aufgefallen sind, werden aus dem Camp entfernt und durch die Versammlungsleitung von der Versammlung ausgeschlossen.“
Am Infopoint wird es eine Feedback-Box für anonymes Feedback geben, die jeden Tag geleert wird. So wollen wir in der Lage sein, Feedback sofort in die Tat umzusetzen.
Grundsätzlich sind alle BIPoC herzlich eingeladen, sich an der Camp-Orga zu beteiligen. Wie beschrieben können wir trotz Bemühungen aber keinen Safe Space garantieren. Wenn du dich nicht direkt mit uns organisieren willst, aber Wünsche, Emotionen und Kritik hast du teilen willst: Wir sind für jedes Feedback dankbar. Melde dich bei uns gerne unter: mobilitaetswende_camp_muenchen@riseup.net
Sand Im Getriebe
An dieser Stelle wollen wir erwähnen, dass auch Sand Im Getriebe an rassismuskritischen Prozessen arbeitet: Besuche gerne deren Seite zu „Selbstkritische Positionierung: Rassismus und Klimakrise“.