Selbstverständnis

Selbstverständnis der Camp Orga 2023

Wer sind wir?

Das Mobilitätswendecamp ist Teil der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung. Das Mobilitätswendecamp München ist ein Ort zur Vernetzung aller teilnehmenden Gruppen und Einzelpersonen, die sich gegen die IAA engagieren, Veranstaltungen auf dem Camp durchführen und besuchen oder eigene Proteste vorbereiten wollen.

Wir, die Orga des Camps, sind eine offene, von Klimagerechtigkeit bewegte Gruppe, und bringen Erfahrungen aus unterschiedlichen Gruppen, Strömungen und Camps zusammen. Wir sind eine größtenteils weiße Gruppe. Vielen Dank an dieser Stelle für die wiederholte Kritik von BIPoCs am Camp 2021 und 2023. Wir benennen das und haben eine langfristigen Reklexionsprozess begonnen in dem wir erarbeiten wollen, wie wir reflektiert mit unserer gesellschaftlichen Position umgehen. Wir reflektieren uns und unsere Strukturen – wie sie sich strukturell, diskriminierend und erschwerend für die Zugänglichkeit von und für alle, besonders Personen mit Diskriminierungserfahrungen, auswirkt. 

Unsere Entscheidungsstruktur

Wir sind in Arbeitsgruppen (AGs) organisiert und entscheiden im Plenum gemeinsam im Konsent (Abfrage von Widerständen). Zusätzlich gibt es ein Delegiertenplenum, zu der jede AG eine vorher gern wechselnd bestimmte delegierte Person benennt. Entscheidungen werden in die AGs zurückgetragen und bei Diskussionsbedarf nochmal im Gesamtplenum besprochen. Die Teilnahme am Deli-Plenum ist allen möglich, die sich der Camporga zugehörig fühlen.

Zielsetzung – gegen IAA und Autokapital

Unser übergeordnetes Ziel ist eine globale klimagerechte und soziale Mobilitätswende, das wir nur erreichen können, wenn wir unser derzeitiges kapitalistisches Wirtschaftssystem, das den Profitinteressen einiger weniger dient überwinden. Wir brauchen einen System Change.

Die Internationale Automobilausstellung (IAA) ist nicht nur dessen Symbol, sondern auch konkrete Werbe-, Organisations- und Vermarktungsplattform der Unternehmen und ihrer superreichen Eigentümer*innen. In ihrer Verantwortung liegen Ausbeutung, Unterdrückung und Klimazerstörung für die eigene Profitmaximierung. Daher wollen wir gemeinsam durch Proteste und breite, vielfältige Aktionsformen künftige IAAs verhindern – in München und anderswo. Die Solidarität innerhalb dieser Vielfalt sehen wir dabei als unsere Stärke und lassen uns nicht spalten.

Wir engagieren uns gegen die Automobilausstellung, weil …

  • die Beschlagnahme des öffentlichen Raums durch die IAA aufhören muss,
  • ihre Selbstdarstellung als „Mobilitätsausstellung“ reines Greenwashing ist, mit dem die  Veranstalter:innen den fortschreitenden Akzeptanzverlust der Autoshow eindämmen wollen,
  • eine wirklich sinnvolle Mobilitätswende nur möglich ist, wenn wir uns von den Bedürfnissen aller Menschen und der Natur leiten lassen

Diskussionsraum, Politische Schwerpunkte

Auf dem Camp wollen wir nicht nur über diese Themen informieren und diskutieren, sondern uns auch gemeinsam zu weiteren Aspekten von Klimakrise und globaler Klimagerechtigkeit fortbilden, voneinander lernen und unsere bestehenden Ansätze weiterentwickeln. Alle Interessierten, auch noch nicht politisch aktive, sollen sich informieren, organisieren und an Protesten beteiligen können.

Beteiligung

Wir wollen mit allen am Camp Beteiligten zusammen leben, uns kennenlernen und gemeinsam Visionen für ein besseres und nachhaltigeres Leben für alle ausprobieren. Ein Camp wie dieses kann nur gelingen, wenn alle Teilnehmenden sich solidarisch beteiligen und beteiligen können: ob Gemüse für die Gemeinschaftsküche schnibbeln, Zugänglichkeit in anderen Sprachen schaffen, Sanitäranlagen aufbauen, Konflikte ermöglichen und mit Auseinandersetzung und Beziehungsarbeit auffangen oder für die Finanzierung des Camps sorgen. Gemeinsam wollen wir Machtstrukturen transparent machen und abbauen. Grundsätzlich verstehen wir rassismuskritische, antikoloniale, queerfeministische und antifaschistische Praxis als notwendige Voraussetzung für eine nachhaltige Mobilitätswende und Zukunft.

Diskriminierungskritik

Wir wollen uns in wertschätzender und lernender Haltung damit auseinandersetzen, dass auch das Camp kein Safe Space für alle sein kann (nicht zuletzt auch wegen der Polizeigewalt in Bayern). Trotzdem und deshalb möchten wir gemeinsam erforschen, wie wir das Camp in mutiger Kritik und Handlung zugänglicher machen können.

In Auseinandersetzung mit eigenen strukturellen Diskriminierungen werden wir sowohl in der Vorbereitung als auch in der Durchführung kritisch begleitet und unterstützt. Wir sind uns bewusst, dass verschiedene Diskriminierungsformen sich überlagern und gegenseitig verschärfen können. 

Awareness-Arbeit geht alle am Camp Beteiligten an. Eine Awareness-Struktur unterstützt dabei Betroffene von Diskriminierung, im Umgang mit gewaltausübendem Verhalten und bei Verstößen gegen das Selbstverständnis und Awareness-Konzept. Die Entscheidungswege und der Aufbau der Awareness-Struktur sind im Awareness-Konzept zu finden.

Haltung

Wir wollen uns untereinander eine offene, lernende und wertschätzende Haltung entgegenbringen. Wir verstehen, dass der Versuch nach Perfektion und Kontrolle zu streben uns nur mit dem kapitalistischen System verbündet.

Stattdessen fordern wir einen kritischen und selbstkritischen Umgang und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der eigenen gewaltausübenden Position bzw. Machtposition in den unterschiedlichen Perspektiven (nicht vollständig):

  • Insbesondere/explizit von cis-Männern in Bezug auf Sexismus
  • Insbesondere an weiße Menschen in Bezug auf Rassismus
  • Insbesondere an able-bodied Menschen in Bezug auf Ableismus
  • Und in Bezug auf weitere Diskriminierungsformen (siehe Awareness-Konzept: )

In dieser Reflektion, Diskussion und Auseinandersetzung wollen wir uns üben und mutig weiter lernen.

Kosten

Zur Deckung der Kosten des Camps sind wir leider auf Spendengelder angewiesen. Wir versuchen, diesen Betrag durch Fördergelder und sparsame Ausgaben möglichst niedrig zu halten. Jede\*r Besucher\*in kann dabei selbst entscheiden ob und wieviel Geld er*sie für das Camp spenden kann und möchte. Der Spendenstand wird auf dem Camp transparent gemacht. Der Besuch des Camps ist ohne Beitrag möglich.

Programm

Das Camp bietet eine Plattform für politische und gesellschaftskrititsche Bildung und Austausch.

  • Das Bildungsprogramm wird dezentral organisiert und von Gruppen unterschiedlicher Ausrichtungen kuratiert.
  • Den Rahmen bildet ein diverses Programm mit Künstler*innen sowie Workshops und Podiumsdiskussionen, die einen Austausch zwischen klassenkämpferischen, antiautoritären und anderen Klimabewegten ermöglichen.

Disclaimer

Das Camp ist ein durch die Versammlungsfreiheit geschützter Raum zur freien Meinungsäußerung. 

Keine Nazis

Personen und Gruppen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder wiederholt und/oder vorsätzlich durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen aufgefallen sind, werden aus dem Camp entfernt und durch die Versammlungsleitung von der Versammlung ausgeschlossen.

Parteien

Partei-Werbung oder Partei-Veranstaltungen jeglicher Art sind ausgeschlossen.